In der modernen Unternehmensführung wird häufig diskutiert, ob der Verwaltungsrat als Team agiert oder agieren sollte. Diese Frage ist von zentraler Bedeutung, da sie Auswirkungen auf die Effektivität und Effizienz des Verwaltungsrats hat. In diesem Beitrag untersuchen wir, gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxisbeispiele, ob ein Board ein Team ist oder nicht.
Was zeichnet eigentlich ein «Team» aus?
Ein Team ist mehr als nur eine Gruppe von Menschen, die zusammenarbeiten. Es ist eine dynamische Einheit, in der individuelle Fähigkeiten und Stärken gebündelt werden, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Die Merkmale eines Teams sind folgende:
Gemeinsames Ziel: Ein Team verfolgt ein klares, gemeinsames Ziel. Dieses Ziel vereint die Teammitglieder.
Kooperation und Zusammenarbeit: Teammitglieder arbeiten eng zusammen, teilen Aufgaben und unterstützen sich gegenseitig. Jeder bringt seine speziellen Fähigkeiten ein, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Verantwortlichkeit: In einem Team übernimmt jedes Mitglied Verantwortung für seine Aufgaben. Gleichzeitig ist das Team als Ganzes für den Erfolg oder Misserfolg verantwortlich.
Teams ermöglichen es, komplexe Aufgaben zu bewältigen, die von Einzelpersonen nicht allein gelöst werden können. Durch die Zusammenarbeit kann ein Team Synergien schaffen, die weit über die Summe der Einzelleistungen hinausgehen. Dies führt zu einer besseren Problemlösung und innovativeren Ergebnissen. Insofern ist ein Board stets auch ein echtes Team. Aber welche Auswirkungen können solche Teams haben?
Auswirkungen von starken VR-Gremien
Organisationen sind im Kern ein Team von Teams. Auf jeder Ebene arbeiten Individuen zusammen um positive Effekte zu erzielen – so auch im Board. Verschiedene Studien haben die Dynamik und die Effizienz in diesem Bereich untersucht:
- Gemeinsame Vision und Ziele: Ein Verwaltungsrat, der als Team funktioniert, teilt eine klare Vision und gemeinsame Ziele. Dies schafft eine gemeinsame Basis für Entscheidungen und Prioritäten. Laut Sonnenfeld (2002) fördern Verwaltungsräte, die als Team agieren, eine stärkere strategische Ausrichtung des Unternehmens.
- Zusammenarbeit und Synergie: Die Synergieeffekte, die durch die Zusammenarbeit innerhalb des Verwaltungsrats entstehen, können zu besseren Entscheidungen führen. Finkelstein und Mooney (2003) betonen, dass die Zusammenarbeit innerhalb des Verwaltungsrats die kollektive Intelligenz und Entscheidungsfindung stärkt.
- Vertrauen und Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation ist entscheidend für die Teamarbeit im Verwaltungsrat. Vertrauen unter den Mitgliedern fördert den offenen Austausch von Ideen und Meinungen. Laut einer Studie von Forbes und Milliken (1999) ist Vertrauen ein Schlüsselfaktor für die Effektivität von Verwaltungsräten.
- Diversität: Eine diverse Zusammensetzung des Verwaltungsrats trägt zur Integration vielfältiger Perspektiven und zur Entwicklung innovativer Lösungen bei. Bantel und Jackson (1989) fanden heraus, dass Diversität in Führungsgremien die Innovationsfähigkeit und Leistung verbessert.
Herausforderungen der Teamarbeit im Verwaltungsrat
Trotz der potenziellen Vorteile gibt es auch Herausforderungen, die die Teamarbeit im Verwaltungsrat beeinträchtigen können:
- Unterschiedliche Interessen: Verwaltungsratsmitglieder können unterschiedliche persönliche oder professionelle Interessen haben, die zu Konflikten führen können. Sonnenfeld (2002) weist darauf hin, dass Machtkämpfe und Interessenskonflikte die Teamarbeit stören können.
- Machtstrukturen: Hierarchien innerhalb des Verwaltungsrats können die Zusammenarbeit behindern und zu Spannungen führen. Finkelstein und Mooney (2003) betonen, dass eine klare Rollenverteilung und flache Hierarchien förderlich für die Teamarbeit sind.
- Fehlende Klarheit: Unklare Rollen und Verantwortlichkeiten können die Teamarbeit erschweren und zu Ineffizienz führen. Forbes und Milliken (1999) empfehlen eine klare Definition der Aufgaben und Verantwortlichkeiten, um solche Probleme zu vermeiden.
Fazit: Ein Balanceakt
Der Verwaltungsrat kann und sollte in vielerlei Hinsicht als Team betrachtet werden, da die Zusammenarbeit und das Vertrauen unter den Mitgliedern die Effektivität des Gremiums erheblich steigern können. Eine bewusste Förderung der Teamarbeit, klar definierte Rollen und eine gemeinsame Vision sind entscheidende Faktoren für den Erfolg.
Quelle
- Sonnenfeld, J. A. (2002). What Makes Great Boards Great. Harvard Business Review, 80(9), 106-113.
- Finkelstein, S., & Mooney, A. C. (2003). Not the Usual Suspects: How to Use Board Process to Make Boards Better. Academy of Management Executive, 17(2), 101-113.
- Forbes, D. P., & Milliken, F. J. (1999). Cognition and Corporate Governance: Understanding Boards of Directors as Strategic Decision-Making Groups. Academy of Management Review, 24(3), 489-505.
- Bantel, K. A., & Jackson, S. E. (1989). Top Management and Innovations in Banking: Does the Composition of the Top Team Make a Difference? Strategic Management Journal, 10(S1), 107-124.