Zwei ältere Männer geben sich in einem Büro die Hand und lächeln, mit einem großen Fenster und einer weißen Backsteinwand im Hintergrund.

Sind hervorragende Verwaltungsräte besser als «gute»?

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Die Qualität eines Verwaltungsrats hat Auswirkungen auf den Erfolg und die langfristige Stabilität eines Unternehmens. Doch was unterscheidet ausgezeichnete Verwaltungsräte von «guten»? Dieser Beitrag beleuchtet die Eigenschaften und Praktiken, die einen herausragenden Verwaltungsrat auszeichnen, und wie sie sich von «guten» Gremien abheben.

Die Merkmale eines guten Verwaltungsrats
Ein herausragender Verwaltungsrat zeichnet sich unter anderem durch folgende Merkmale
aus:

  1. Strategische Kompetenz: Gute Verwaltungsräte verfügen über ein tiefes Verständnis für die Branche und die strategischen Herausforderungen des Unternehmens. Sie sind in der Lage, fundierte, langfristige Entscheidungen zu treffen. Laut Leblanc und Gillies (2005) tragen Verwaltungsräte, die über umfassende strategische Kenntnisse verfügen, massgeblich zum Unternehmenserfolg bei.
  2. Effektive Kommunikation: Gute Verwaltungsräte fördern offene und transparente Kommunikation sowohl innerhalb des Gremiums als auch mit der Geschäftsführung und den Stakeholdern. Sonnenfeld (2002) betont, dass eine offene Kommunikation entscheidend für die Effektivität des Verwaltungsrats ist.
  3. Risikomanagement: Gute Verwaltungsräte erkennen und bewerten Risiken proaktiv und entwickeln Strategien, um diese zu minimieren. Laut Nadler (2004) ist ein effektives Risikomanagement ein Kennzeichen erfolgreicher Verwaltungsräte.
  4. Ethik und Integrität: Hohe ethische Standards und Integrität sind grundlegende Prinzipien eines guten Verwaltungsrats. Sie sorgen für Vertrauen und Glaubwürdigkeit, was von Finkelstein und Mooney (2003) als wesentlicher Erfolgsfaktor identifiziert wurde.

Was machen ausgezeichnete Verwaltungsräte besser als «gute»?

  1. Regelmässige Selbstbewertung: Gute Verwaltungsräte führen regelmässig Selbstbewertungen durch, um ihre Leistung zu überprüfen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Sonnenfeld (2002) zeigt, dass Selbstbewertung die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung fördert.
  2. Weiterbildung: Sie investieren kontinuierlich in die Weiterbildung ihrer Mitglieder:innen, um auf dem neuesten Stand der Branchenentwicklungen und Governance-Praktiken zu bleiben. Leblanc und Gillies (2005) betonen die Bedeutung der kontinuierlichen Verbesserung für die Effektivität des Verwaltungsrats.
  3. Diversity und Inklusion: Gute Verwaltungsräte fördern Vielfalt und Inklusion, um unterschiedliche Perspektiven und Ideen zu integrieren. Bantel und Jackson (1989) fanden heraus, dass Diversität die Innovationsfähigkeit und Leistung verbessert.
  4. Aktive Beteiligung: Sie sind aktiv an den Diskussionen und Entscheidungen beteiligt, statt nur passiv zuzuhören. Nadler (2004) hebt hervor, dass aktive Beteiligung die Entscheidungsqualität und die Umsetzung von Strategien verbessert.

Wo finden sich die Unterschiede
From good to great» gilt auch beim Verwaltungsrat. Und folgende Merkmale finden sich bei VR-Gremien die noch nicht herausragend sind häufig:

  1. Reaktive statt proaktive Haltung: Sie reagieren eher auf Probleme, anstatt proaktiv Lösungen zu suchen und Risiken frühzeitig zu identifizieren. Forbes und Milliken (1999) warnen vor der Gefahr einer reaktiven Haltung, die langfristig zu Ineffizienz führen kann.
  2. Kommunikationsmängel: Fehlende oder unzureichende Kommunikation kann zu Missverständnissen und ineffizienten Entscheidungsprozessen führen. Finkelstein und Mooney (2003) betonen die Notwendigkeit offener Kommunikation zur Vermeidung solcher Probleme.
  3. Mangelnde Weiterentwicklung: Mittelmässige Verwaltungsräte investieren selten in die Weiterbildung und Entwicklung ihrer Mitglieder, was zu veralteten Kenntnissen und Praktiken führen kann. Leblanc und Gillies (2005) weisen darauf hin, dass fehlende Weiterbildung die Effektivität des Verwaltungsrats mindert.
  4. Fehlende Vielfalt: Ein Mangel an Diversität kann zu einem eingeschränkten Blickwinkel und einer geringeren Innovationsfähigkeit führen. Bantel und Jackson (1989) betonen, dass fehlende Vielfalt die Innovationskraft eines Verwaltungsrats negativ beeinflusst

Fazit: Qualität macht den Unterschied
Die Qualität eines Verwaltungsrats ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Hervorragend Verwaltungsräte zeichnen sich durch strategische Kompetenz, effektive Kommunikation, proaktives Risikomanagement und hohe ethische Standards aus. Sie unterscheiden sich von lediglich «guten» Verwaltungsräten durch regelmässige Selbstbewertungen, kontinuierliche Weiterbildung, Förderung von Diversität und aktive Beteiligung. Unternehmen sollten daher in die Qualität ihres Verwaltungsrats investieren, um langfristig erfolgreich zu sein.

Quelle

  1. Leblanc, R., & Gillies, J. (2005). Inside the Boardroom: How Boards Really Work and the Coming Revolution in Corporate Governance. Chicago: Wiley & Sons.
  2. Sonnenfeld, J. A. (2002). What Makes Great Boards Great. Harvard Business Review, 80(9), 106-113.
  3. Nadler, D. A. (2004). Building better boards. Harvard Business Review
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